Pucón
befindet sich in der "Región de la Araucanía",
der bis heute am stärksten von den Mapuchen besiedelten
Gegend Chiles. Während Jahrhunderten versuchten zuerst
die spanischen Kolonialherren, später die junge Republik
Chile, das Gebiet zu erobern und ihrem Staat einzuverleiben,
doch die Ureinwohner boten ihnen heftigsten Widerstand.
Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, nach einem euphemistisch
"Befriedung der Araucanía" genannten Kampf,
wurden die Mapuche besiegt und mussten die Vorherrschaft
der Fremden anerkennen.
Pucón,
das in der Sprache der Ureinwohner "Eingang in die
Kordillere" bedeutet, wurde am 27. Februar 1883 gegründet.
Der Kommandant des chilenischen Heeres Gregorio Urrutia
schloss mit dem lokalen Führer der Mapuche, Pocollanca,
ein Abkommen. Das Zentrum des Ortes, der eher einer militärischen
Befestigungsanlage glich, lag im Bereich der heutigen Plaza,
nahe des Sees. Der Mapuche-Bevölkerung wurden Reservate,
unter anderem in Quelhue, Palguín Bajo und Curarrehue,
zugewiesen.
Gegen
Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts bemühte
sich der chilenische Staat, das neu einverlebte Land möglichst
rasch zu besiedeln und förderte die Ankunft von Einwanderern
aus Zentraleuropa. Auf diese Weise kamen in die frisch gegründete
Stadt die Familien Geiss, Nappe, Holzapfel, Gudenschwager,
Quezada, Matus und Ansorena, und untern den sich ebenfalls
hier niederlassenden Mapuche Panguilef und Painepán.
Gegen Mitte des vergangenen Jahrhunderts erfolgte eine neue
Welle der Einwanderung, diesmal aus dem Nahen Osten mit
den libanesischen Kaufmannsfamilien Eltit und Zerené.
In
diesen ersten Jahren des Bestehens bildeten Forstwirtschaft
und Viehzucht Pucóns wirtschaftliche Basis. 1923
entstand das Hotel Gudenschwager, strategisch im Sektor
La Poza gelegen, wo sich die Hafenanlage befand und die
Schiffe aus Villarrica anlegten, der einzigen Verbindung
zur Aussenwelt in jener Zeit. Der touristische Aufstieg
begann im Jahre 1934 mit dem Bau des Gran Hotel Pucón
am Rande des Hauptstrandes. Der chilenische Staat baute
diesen luxuriösen Komplex mit eigenem Park und Golfplatz,
um die Gegend als internationeles Paradies für Angler
bekannt zu machen. Ans gleiche Publikum richteten sich spätere
Initiativen von Privaten, unter anderem das Hotel Antumalal
der Familie Pollack.
In
den 40er Jahren wurde endlich auch eine erste Strassenverbindung
zwischen Pucón und Villarrica erstellt, was einen
wichtigen Fortschritt bedeutete, da bisher aller Handel
über die Schiffe des Lago Villarrica ablief. Gegen
Ende der 60 Jahre wurde die Strasse geteert, was dem Tourismusgeschäft
einen neuen Impuls verlieh, da die Anreise der Sommergäste
entscheidend vereinfacht wurde.
Heuzutage
ist Pucón mit der restlichen Welt vernetzt und ist
zu einem der wichtigsten Reisezielen Chiles geworden, und
wird jährlich von Tausenden chilenischen wie ausländischen
Touristen besucht. Der Einfluss der ersten Siedler, die
sich hier vor über 100 Jahren niedergelassen haben,
ist an vielen Strassennamen zu erkennen, und an wichtigen
Institutionen, die weiterhin von ihren Nachfahren geleitet
werden, wie zum Beispiel das Hotel Antumalal, die Termas
Huife oder Supermercados Eltit, um nur einige zu erwähnen.
Auch
das Erbe der Mapuche ist präsent, die meisten Örtlichkeiten
tragen Namen, die aus dem Mapudungun stammen wie Catripulli,
Curarrehue, Huerquehue, Caburgua, etc. Vor einigen Jahren
wurde in Pucón ein Mapuche-Museum eröffnet,
das eine Sammlung Objekten des täglichen Gebrauches,
Kunstgegenstände und Schmuck ausstellt. Auch ihre Gastronomie
hat frische Impulse erfahren, die man beispielsweise in
Curarrehue, an der Feria Kuy-Kuy oder an besonderen Veranstaltungen
versuchen kann. Es gibt Initiativen, auch die Traditionen
und Bräuche der ursprúnglichen Bewohner dieser
Gegend aufzufrischen, unter anderem die Feier des We Tripantru,
das Neujahrsfest der Mapuche (21. - 24. Juni).
Pucón
heute ist ein Gemisch von Alteingessenen und Neuzuwandernden,
die weiterhin mit Träumen, Projekten und Ideen ankommen,
genauso wie die früheren Siedler. Viele stammen aus
anderen Gegenden Chiles, mit der Hoffnung auf eine bessere
Zukunft oder auf ein ruhigeres Leben als in der hektischen
Grosstadt. Obwohl man nicht mehr von Einwanderungswelle
sprechen kann, lassen sich Jahr für Jahr Dutzende von
Ausländern in Pucón nieder, verführt von
seiner Natur und mit der Absicht, hier ein neues Zuhause
aufzubauen. Nicht allen glückt dies. Gemäss der
letzten Volkszählung des Jahres 2002 besass Pucón
21.107 Einwohner, wovon 13.837 im eigentlichen Stadtgebiet.
Proportional ist es eine der am schnellsten wachsenden Gemeinden
Chiles.